HSK Wirtschaftstour 2021 – Egger Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co. KG

22. Juli 2021

HOLZ 4.0

Da Maria Tillmann in ihrer politischen Arbeit dem Thema nachhaltige Entwicklung eines natürlichen Waldes im Einklang mit den Interessen der Waldbauern und Waldbäuerinnen große Bedeutung beimisst, war es interessant, einmal ein Sägewerk und Holzproduktionsunternehmen im HSK zu besuchen. Begrüßt wurden sie und Stefan Slembrouck von Martin Ansorge (Geschäftsführer Finanzen und Verwaltung), Julia Graßkemper (Umweltbeauftragte), Georg Lingemann (CEO Egger Sägewerk Brilon) und Christina Siebertz  (Projektmanagerin Marketing und Kommunikation).

Die Firma Egger in Brilon ist  – so zeigte sich sehr schnell – nicht nur einer der größten Akteure auf dem deutschen Markt, sondern beeindruckt durch eine fast vollständige Integration von Stoff- und Energieströmen auf dem Werksgelände, was sie zu einer Vorreiterin nicht nur im Egger-Konzern, sondern in der gesamten Branche macht. Der Mutterkonzern ist ein Familienunternehmen aus Tirol. Das Werk Brilon wurde 1990, damals begleitet von vielen Protesten besorgter Bürger*innen, gegründet und beschäftigt heute über 1.300 Mitarbeitende. Es verarbeitet jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter Holz und damit etwa 5% deutschen Holzproduktion. Dabei werden vor allem hochwertige Holzprodukte für die Möbelindustrie und den Innenausbau sowie Bauprodukte gefertigt. Die ostwestfälische Küchenindustrie ist ein wichtiger Zielmarkt, sodass der Standort Brilon sowohl von der Rohstoffversorgung wie auch hinsichtlich der Absatzmärkte eine strategisch wichtige Rolle spielt. „Ich dachte erst, dass wir auch ein Chemiewerk zufahren“, sagte Maria Tillmann im Gespräch mit der Geschäftsleitung und erfuhr dann, dass die beiden hohen Schornsteine zum zentralen Biomassekraftwerk und zur Entstaubungsanlage gehören. Das Kraftwerk ist das Herzstück des Unternehmens. Hier werden über die thermische Verarbeitung von Holzabfällen aus der Produktion die Wärme und der Strom für die gesamte Firma hergestellt. Dabei gilt in der Egger-Gruppe der Grundsatz, dass die stoffliche Verwertung von Altholz immer vor der thermischen Verwertung Vorrang hat. Altholz wird in der nicht sichtbaren Kernschicht von Spanplatten eingesetzt, sodass diese heute zu 40% aus recyceltem Material bestehen. Das Nutz- und Oberflächenwasser in einem geschlossenen Wasserkreislauf in sieben Teichen zur Verwendung aufbereitet. Das meiste Material wird bei Egger über die Bahn transportiert, wobei die durch den Personenverkehr nur eingeschränkt mögliche Schienennutzung manchmal zu Engpässen führt.

Im Sauerland hat die Trockenheit und der Käferbefall zum Absterben von ca. 50-60% der Fichtenbestände geführt. „Da in Gesamtdeutschland bisher aber nur 10-15% der Fichten betroffen sind, sind zurzeit keine Engpässe in der Holzversorgung zu befürchten“, meinte Georg Lingemann, CEO des Sägewerkes, welches erst vor einigen Jahren am Standort errichtet wurde. Die Bezugs- und Liefergebiete liegen dabei in einem Umkreis von 200km. Die Verarbeitung von Laubhölzern ist in den Anlagen von Egger nicht ohne weiteres möglich, Fichten oder andere geradewachsende Nadelhölzer werden für die Holzwirtschaft eine wichtige Rolle spielen. „Diese Bäume müssen deshalb nicht in Monokulturen heranwachsen“, sagte Herr Linnemann, „aber eine Reduzierung der Waldnutzung um 25-30% aus ökologischen Gründen würde zur Katastrophe in unserer Branche führen und würde vermehrtes Bauen mit Holz zum Zwecke des Klimaschutzes unmöglich machen!“

Die Rede kam auch darauf, ob die großen Unternehmen im Industriepark Brilon (die „Big 6“) sich schon einmal Gedanken zur klimaneutralen Weiterentwicklung des Industriegebietes gemacht haben. Das sei bisher nicht der Fall, meinte Herr Ansorge, der Geschäftsführer für Finanzen und Verwaltung des Unternehmens, „dafür sind die Unternehmen zu unterschiedlich ausgerichtet“.